Reisebericht aus COSTA RICA

"Semana Santa" in Jacó, Anfang April 2009

Nun bin ich schon seit über zwei Wochen wieder im tropisch-feucht-heissen Klima von Costa Rica. Oft werden 36 Grad im Schatten gemessen. Zum Glück weht in Jacó, das direkt am Meer liegt, oft  eine Brise. Man dankt für jedes Lüftchen...

 

Leider sind meine Heilpflanzen, die ich letztes Jahr im Mai zurückgelassen habe, bis auf wenige Exemplare, alle verdorrt! Auch der grosse, schattenspendende Mandelbaum vor dem Haus wurde gefällt . . .  mir trieb es die Tränen in die Augen, wie ich nur noch einen abgesägten Stumpf vorfand - und im Garten alles braun!

 

Nun bin ich jeweils morgens um halb sechs, bevor die Sonnenstrahlung zu intensiv wird, und abends, nach wunderbaren Sonnenuntergängen, am Wässern, Hätscheln und Pflegen der neu spriessenden Pflänzchen.

Das Resultat: nach zehn Tagen endlich, grünt es wieder um mich herum!

 

Ena, meine Schwester, ist nach einem mehrwöchigen Hawaii-Aufenthalt bei mir eingetroffen. Es gibt viel zu berichten und auszutauschen.

Daneben versuchen wir so gut wie möglich mit dem heissen Klima fertig zu werden. Das bedeutet lange Spaziergänge am Meer bei Sonnenauf- und -untergang, Abkühlen im Pool, viel frische Früchte essen, hin und wieder ein Massageaustausch - in der grossen Mittagshitze Siesta halten - und allgemein viel Schlafen . . .

Ostern: Playa Samara - Arenal - La Fortuna - Jacó

Für fünf Tage sind wir nun durch den nordwestlichen Teil Costa Ricas gereist. Unser Ziel war eigentlich Playa Santa Teresa, ein kleines, ruhiges Aussteigerdörfchen im Süden der Halbinsel Nicoya.

Doch leider müssen  wir unterwegs unser Vorhaben aufgeben. Nachdem nur noch eine holprige Schotterstrasse uns durchschüttelt, vereitelt ein überfülltes Bachbett quer über die Strasse unser Vorhaben endgültig.

Leider haben wir keinen 4x4-Wagen gemietet, was sich nun (und später nochmals) als "Fehler" erweist. (Als Busreisende in CR habe ich die Nebenstrassen des Landes  völlig überschätzt..)

 

So müssen wir uns mit der Alternative ( weil Teerstrasse)  Playa Samara zufrieden geben. Letzendlich haben wir aber Glück und finden mit der "Villa Kunterbunt" ein originelles, hübsches Plätzchen am sauberen Strand von Playa Samara.

Auch lassen wir uns mit gluschtigen "Desayunos" (Frühstück)  mit viel frischen tropischen Früchten, von der Gastgeberin Antje selbst zubereitet, verwöhnen.

Hinzu kommt wieder einmal ein gigantisch schöner Sonnenuntergang, den ich in den  warmen Wellen des Pazifics geniessen kann...

Arenal - La Fortuna

Lake Arenal  -   du wähnst dich fast in der Zentralschweiz, am Vierwaldstättersee. Doch spätestens wenn "Pizotes" (kleine, gefrässige Ameisenbären) deinen Weg kreuzen, weisst du wieder, wo du bist.

Alles in allem aber eine sehr schöne, üppiggrüne und -blühende Landschaft, für das Auge sehr wohltuend, aber nichts für windempfindliche Leute.

 

Der Volcano Arenal dominiert mit seiner sehr männlich wirkenden Energie (er ist übrigens immer wieder aktiv, worauf die Ticos sehr stolz sind), die Region.

Zentrumsort ist die aufstrebende Stadt "La Fortuna", wo attraktive Angebote Touristen und Einheimische anlocken.

Hot Springs, Waterfalls, Hiking, Canopy etc. 

Wir entscheiden uns für Relaxing und verbringen einen Badetag in den Thermalquellen des Arenals, dem "Baldi"  -  und wir bereuen es nicht . . .

Unterwegs - am Rio Tarcoles (Krokodilfluss)

Unweit von "meinem Heimatstädtchen" JACO, gibt es einen Fluss, indem noch wildlebende Krokodile zu finden sind, der RIO TARCOLES.

Klar, dass immer viele Touristen an der Brücke vorzufinden sind, die die gemütlichen Dickhäuter fotografieren (mindestens von der Brücke aus wirken sie stoisch ruhig und "gemütlich") . . .

 

Auch Ena und ich können es nicht lassen, die lieben Tierchen mit der Kamera festzuhalten.

Playa Cacao - schon fast im Paradies . . .

Nach fünf Stunden Fahrt Richtung Süden, der Küste entlang, inkl. zwei Stunden davon auf staubiger Schotter-Schlotter-Strasse und einer korrupten Polizeikontrolle, sind wir im Hafenstädtchen Golfito angekommen.

Golfito, ehemals Chiquita-Bananen-Umschlagplatz der United Fruits, dann vor 25 Jahren wegen "Übergiftung" der Monokultur fallen gelassen, ist heute ein vor sich hindümpelndes Fischerstädtchen, das vorallem vom "Deposito", einem Zollfrei-Gebiet, lebt.

Hinzu kommt etwas Tourismus zur nahe gelegenen Halbinsel Osa, wo der bei Outback-Trekkern beliebte Nationalpark "Corcovado" mit der Fähre von Golfito aus leicht zu erreichen ist.

 

Unser Ziel aber ist die Playa Cacao, ebenfalls eine kleine Halbinsel im Golfo Dulce, die nur mit dem Taxi-Boot zu erreichen ist.

Dort hatte ich das erste halbe Jahr meiner Costa-Rica-Zeit ein Haus gemietet - und alles ist mir bestens vertraut. Nun besuchen wir Lia, eine Freundin aus Österreich, die bereits seit 11 Jahren immer wieder für einige Monate im Jahr da ihr Leben verbringt.

 

Lia führt uns denn auch am nächsten Tag in die nahe gelegenen Berge von Golfito. Unser schweisstreibender Aufstieg wird mit einer unglaublich schönen Aussicht belohnt.

Wiedereinmal zeigt sich Costa Rica von seiner schönsten Seite. Du glaubst wirklich das Paradies vor dir zu sehen! Vorallem wenn noch eine kühle Meerbrise deine heisse Stirne kühlt...

 

Wir können uns nicht sattsehen an diesem in allen Schattierungen leuchtenden Grün der Pflanzenwelt, indem das Lichterspiel der Sonne zusätzliche Reflexe hervor zaubert. Vorallem meine Augen "trinken" das farbige Grün und Blau des Meeres bis tief in die Seele hinein, nachdem sie während sechs Monaten "nur" das Weiss des langen Engadiner Winters gewohnt waren  . . .

 

                                                        pura vida!

Auf dem Grabhügel des Indianerhäuptlings / El Mirador

19. April, der Geburtstag meiner Schwester Verena.

Ein würdiger Tag um den Aussichtspunkt, den Mirador von Alvaro, zu besuchen. Angeblich soll da ein indianischer Häuptling begraben sein. Jedenfalls ist es ein Ort von unglaublicher Kraft und Stille, falls man die vielen Urwaldgeräusche zur Stille zählt...

 

Auch hier müssen wir uns die lohnende Aussicht mit einem Fussmarsch durch den Dschungel verdienen. Und wieder werden wir von einer erfrischenden Meerbrise empfangen und mit einem fantastischen Ausblick belohnt. Da vergisst man sogar die vielen Schweisstropfen und stechenden Moskitos . . .

 

Auf dem Rückweg erwartet uns dann eine unangenehme Überraschung.

Der Dschungelpfad, den ich früher so oft gegangen bin, wird mir plötzlich "unbekannt" und ich glaube mich verirrt zu haben - weil uns ein umgestürzter Baumriese den Weg versperrt, der noch eine Stunde zuvor nicht dagelegen hat! 

Ich will schon umkehren und den Pfad neu suchen, als mir plötzlich das in der Ferne krachende Geräusch von splitterndem Holz in den Sinn kommt!

 

Nicht auszudenken, was uns passiert wäre, hättten wir uns oben auf dem "Mirador" nicht die Zeit zum Meditieren genommen . . .

Ende April: Der Abschied und "Bilanz"

 

Heute ist mein zweitletzter Tag in Costa Rica. ich bin am "Alles-waschen-und-sauber-zurücklassen".

Wieder einmal heisst es Loslassen von etwas, das mir lieb geworden ist im Leben.

Während vier Jahren habe ich nun viele Monate in diesem Haus in Jacó gewohnt und Costa Rica und seine Menschen näher kennen gelernt.

 

Es ist Zeit, auch etwas Bilanz zu ziehen:

 

Ursprünglich haben mich die Heilpflanzen nach Costa Rica "gerufen".

Nun, heute stelle ich eben meine letzte "Vitamo-Essenz" her. Soweit hat sich das "Projekt" erfüllt.

 

Als Zugabe habe ich sehr viele Erfahrungen machen dürfen. Von ultra-positiv bis sehr frustrierend-schmerzhaft-negativ (falls man Erfahrungen überhaupt "bewerten" kann, da es ja logischerweise etwas Subjektives ist...)

 

Das Land und seine Energie, die starke ursprüngliche Natur;

das Land mit seinen vielen (inaktiven) Vulkanen;

das Land, wo Pacific und Atlantik sich fast berühren;

das Land, wo die Transamericana (die Strasse, die von Alaska nach Feuerland führt und so den nördlichsten mit dem südlichsten Punkt Amerikas verbindet) und mit dem "Chirripò" ihren höchsten Punkt erreicht;

das Land, wo Kleinkriminalität (Diebstahl) ein "Volkssport" ist;

das Land, wo alle Menschen überhilfsbereit sind (dir einen Weg erklären, den sie selber gar nicht kennen, nur um ihre Unwissenheit nicht zuzugeben);

das Land, wo jeder jeden mit "mi coraçon, mi cariño, mi amorr, mi abuelitica" oder ähnlichen Kosenamen in ihrer wohlklingenden Herzsprache anspricht; 

das Land, das extreme Trockenheit, aber auch Überschwemmungen und wiederum üppige Vegetation und Fruchtbarkeit kennt –

ja, dieses Land, das Nord- und Südamerika miteinander verbindet, das Herz von "Centro America"ist;

das Land, wo sich weisse Sandstrände und fast 4000m hohe Berge berühren;

das Land, wo heisse Schwefelquellen und flüssige Lava sich den Weg ins Tageslicht suchen; 

dieses Land wirkt wie ein Katalysator in deinem Leben, wenn du für all diese Charakteren offen bleibst . . .

 

Doch neben grandiosen Naturschönheiten, "nie" frieren, Früchte wie im Paradies, gibt`s auch jenes zu berücksichtigen, das unseren europäischen Körpern doch einige Mühe macht, um es zu integrieren.

Ich denke da an die vielen Moskitos beim Eindunkeln, die vielen Insekten (um nicht zu sagen Ungeziefer) die dir den Haushalt ( vorallem in der Küche) und das Leben schwer machen.

Die vielen Stromausfälle oder "abgestellten" Wasserleitungen, meist dann, wenn du Wäsche waschen  willst ...

Das neue, ungeliebte Bewusstsein, alles abschliessen oder ständig beobachten zu müssen, weil es sonst "Füsse" bekommt

.

Dann die grosse Hitze während den "Wintermonaten" (Dez bis May), die manchmal wirklich fast unerträglich ist, weil feucht-heiss. Nicht selten ist es spätabends beim Einschlafen noch 34 Grad... Oder es ist so heiss tagsüber, dass du jede unnötige Bewegung vermeidest, weil gleich wieder Schweisstropfen fliessen. Der Körper hat einen Dauerstress, um sich selber runter zu kühlen.

Da bleiben dann oft nur die frühen Morgen- und Abendstunden, um wirklich aktiv zu sein,

.

Die Menschen leben eine fröhliche Unbekümmertheit, so dass du von deiner Nachbarschaft immer alles lautstark mitbekommst, sei es die bass-überdimensionierte, laute Rockmusik; der Streit von hitzigen Eheleuten; der Gringo, der auf der Strasse so laut telefoniert, als müsse er direkt nach Texas schreien; quengelnde Babies, bellende Hunde (nächtelang!), quakende Frösche, angenehmes Grillengezirpe, grässliche, synthetische Melodien von Autoalarmanlagen (niemand weiss, warum die ständig ohne jedes Dazutun losgehen) - und das, wohl gemerkt, zu jeder Tages- und Nachtzeit!

Nicht zu vergessen, die starke, aggressive Sonneneinstrahlung, die einem zu schaffen macht, da Costa Rica so nah am Äquator liegt . . .

 

All dies und Vieles mehr durfte ich die letzten vier Jahre erfahren. Ich bin sehr dankbar dafür (obwohl meine junge zweite Ehe diese Strapazen nicht überlebt hat).

Ich bin mir bewusst, wie kostbar alle diese Erlebnisse und Begegnungen sind, wie sehr sie mein Leben bereichert haben.

.

So nehme ich nun Abschied mit einem Gefühl von Freude und Wehmut zugleich . . .

 

 

                      MUCHAS GRACIAS   -   PURA VIDA   -   A LUEGO 

 

*** SEE YOU SOON IN HAWAI'I ***